Die PISA-Diskussion hat den Blick auf die Bildungsproblematik in Deutschland verengt. Mit ihrer Konzentration auf die messbaren Ergebnisse schulischer Bildungsvorgänge verdrängt sie die Voraussetzungen und Konsequenzen dessen, was in der Schule geschieht. Insbesondere die zügige Einführung der Ganztagsschule in Deutschland, die als bisher einzige greifbare politische Reaktion auf die PISA-Probleme zu erkennen ist, vollzieht sich - so bildungsexperte Peter J. Brenner - unter allgemeinem Beifall. Dabei wird übersehen, dass mit ihr das Verhältnis von Staat, Gesellschaft und Einzelnem neu bestimmt wird - an die Stelle des staatlichen Unterrichts und Bildungsauftrags tritt ein umfassender Betreuungsanspruch, der tief in die Strukturen einer pluralistisch verfassten Gesellschaft eingreift.