Mit seinen maßgeblichen Strukturen unterscheidet sich das bundesdeutsche System der industriellen Beziehungen wenig von dem der Weimarer Republik - damals wie heute zeichnet es sich durch einen aktiven Sozialstaat und die Dualität von Tarifvertragssystem und Betriebsverfassung aus. Auch die derzeitigen Organisationsprinzipien und -formen der Sozial- und Konfliktparteien sind cum grano salis denen der Weimarer Zeit ähnlich. Dennoch liegen Welten zwischen der sozialen Praxis, die aus den Interaktionen der Akteure in Weimar einerseits und in der Bonner und Berliner Republik andererseits hervorging. Wie dieses Paradoxon einer relativ großen Kontinuität von Strukturen und Institutionen auf der einen und einer scharfen Diskontinuität der sozialen Praxis auf der anderen Seite zu erklären ist, wird im Folgenden nachgegangen mit der kursorischen Darstellung des historischen Verlaufs der unter dem geläufigen Rubrum "Sozialpartnerschaft" gefassten industriellen Beziehungen. (Quelle: Buch)