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Die Gewalt des Vorurteils

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Verfasserangabe: hrsg. und eingel. von Klaus Ahlheim
Jahr: 2007
Verlag: Schwalbach/Ts., Wochenschau-Verlag
Reihe: Reihe Politik und Bildung; 44
Mediengruppe: Bücher
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Inhalt

Vorurteile gehören zu unserem Alltag und sind etwas Selbstverständliches. Sie verhelfen uns, zu einer Orientierung im Leben zu kommen, vor allem auch in der Begegnung mit Fremden und Fremdem. Zugleich ermöglichen sie Routine-Handeln in kompliziert erscheinenden Situationen und erleichtern es uns, Alltagsentscheidungen zu treffen, ohne lange über diese nachdenken zu müssen.
Mit einer im Kern so formulierten einleitenden Passage beginnt der Sammelband 'Die Gewalt des Vorurteils', herausgegeben von Klaus Ahlheim. Das notwendige 'Aber' kommt sehr schnell: Mit Vorurteilen wird auch Politik gemacht in unserem Leben, begonnen an Stammtischen bis hin zu Wahlkämpfen der demokratischen Parteien (das Beispiel Hessen ist noch am eindrücklichsten in Erinnerung). Und ein drittes Argument vervollständigt die Begründungen für die Zusammenstellung des Bandes: Vorurteil verhindern das Lernen. Sie schaffen der Bequemlichkeit Raum, nicht-denken zu müssen und nicht-denken zu wollen in einer unbequemen Zeit.
Damit ist die Motivation des Herausgebers verdeutlicht, die 31 Aufsätze und Texte aus sechs Jahrzehnten zusammengestellt zu haben. Die Texte (manche gehören zu Klassikern der Debatte um Vorurteilsbildung und Ursachen von Gewalt) sind in fünf Kapitel aufgeteilt:
'Sündenböcke, Autoritarismus und Vorurteil' beschreibt aus sozialpsychologischer Sicht Entstehungszusammenhänge und Funktionen von Vorurteilen. Grundlegende Texte von Adorno, Allport, Horkheimer oder Fromm bereiten den Boden für die sich anschließenden Kapitel.
'Antisemetismus ' das beständige Vorurteil' setzt sich mit einem tief in der Tradition der westlichen Zivilisation und ihrer Menschen verwurzelten Komplexen an Vorurteilen und Fremdenhass auseinander: der Feindlichkeit gegenüber jüdischen Mitmenschen. Dabei wird ein Bogen gespannt zwischen einer Studie aus dem Jahr 1946 (Fenichel) über historisch orientierte Aufsätze (Rürup, Erb) bis hin zu einer aktuellen Untersuchung (Ahlheim: Befragung von 2000 Studierenden in Essen zum Umgang mit der NS-Vergangenheit, Wissen, Bedeutung des Themas und antisemitischen Vorurteilen aus dem Jahr 2000/01) und einer Bestandsaufnahme zum Thema am Beginn des 3. Jahrtausends (Benz). Diese Beiträge stimmen nicht zufrieden: Zwar hat sich der alltägliche Antisemitismus in seinen Ausprägungen verändert, er ist jedoch mit nahezu unverminderter Hartnäckigkeit in den Köpfen.
'Fremdenfeindlichkeit ' das aktuelle Vorurteil' vereint aktuelle und Texte aus den 1990er Jahres des vergangenen Jahrhunderts, die sich mit Ursachenzusammenhängen fremdenfeindlicher Gewalttaten, wie sie mit Städten wie Rostock, Solingen oder Mölln verbunden sind, auseinandersetzen. Im Mittelpunkt stehen dabei psychoanalytische und empirische Aspekte der aktuellen Diskussion zu individuellen Einstellungen und Haltungen gegenüber Fremden.
'Vorurteil, Gewalt und Völkermord' bezieht sich dann sehr konkret auf den Titel des Bandes und widmet sich mit zum Teil bedrückender Klarheit dem Zusammenhang von Vorurteilen und Gewalttaten. Dabei stehen nicht nur Individuen im Fokus der Debatte, sondern auch Nationen, Politik oder Institutionen. Eines der Fazite: 'Der Asylstreit hat damit eine populistische und extreme Rechte, die vielfach gewalttätig ist, ein Stück weiter hoffähig gemacht und ihr ungeahnte Erfolgsgefühle vermittelt. Zugleich wurden rechte Inhalte und Themen von den etablierten Parteien übernommen.' schreibt Hajo Funke 1992. Die Parallelen zu aktuellsten Diskursen in der Problematik sind beklemmend. Historische Gegenstände werden mit einem Auszug der Debatte um Goldhagens 'Hitlers willige Vollstrecker' beleuchtet.
'Pädagogische Intervention und Prävention' schließlich beschreibt Ansätze aus verschiedenen Zeiten, mit denen zum Beispiel dem Antisemitismus, Vorurteilen und fremdenfeindlichen Einstellungen begegnet werden kann. Beginnend bei Adornos 'Erziehung nach Auschwitz' werden eine Reihe von Konzepten (auch rückblickend) dargestellt.
Insgesamt eine umfassende, grundlegende, richtungsweisende, kurz: wunderbare Sammlung von Aufsätzen. Geeignet ist der Band auf der einen Seite für die Arbeit in Schule (Sek II) oder der außerschulischen politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Auf der anderen Seite ist der Empfehlung des Verlages auf dem Rücktitel: 'gedacht ist der Band aber vor allem als Hintergrund- und Basisinformation für Lehrende in der politischen Bildung ... schließlich für alle, die mit Politik zu tun haben, sei es aus Bürgersinn, Leidenschaft oder Profession.' nur eines hinzuzufügen: für Menschen, die mit Jugendlichen oder Erwachsenen im Rahmen von Lernprozessen zu tun haben, sollte die Aufsatzsammlung zur Pflichtlektüre erhoben werden, um Bescheid zu wissen über die Gewalt der Vorurteile und die Gewalt aus Vorurteilen.

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Verfasserangabe: hrsg. und eingel. von Klaus Ahlheim
Jahr: 2007
Verlag: Schwalbach/Ts., Wochenschau-Verlag
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ISBN: 978-3-89974-324-1
2. ISBN: 3-89974-324-5
Beschreibung: 478 S. : Ill., graph. Darst.
Reihe: Reihe Politik und Bildung; 44
Schlagwortketten:
Vorurteil / Aufsatzsammlung
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Ahlheim, Klaus [Hrsg.]
Mediengruppe: Bücher