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Wie fremdenfeindlich ist die Schweiz?

fünf Feldexperimente über prosoziales Verhalten und die Diskriminierung von Ausländern in der Stadt Zürich und in der Deutschschweiz
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Verfasser: Diekmann, Andreas; Jann, Ben; Näf, Matthias
Verfasserangabe: Andreas Diekmann ; Ben Jann ; Matthias Näf
Jahr: 2014
Soziale Welt
Mediengruppe: Unselbst Lit in Zss

Inhalt

Für ihre Studie führten Diekmann und seine Kollegen mithilfe ihrer Studenten vier Experimente in den Strassen von Zürich durch. Beim ersten Experiment bat ein Mann zufällig ausgewählte Passanten um zwei Franken für ein Trambillett. Einmal auf Hochdeutsch, einmal in Mundart. Ergebnis: «Die Sprache hatte keinen nennenswerten Effekt auf das Ausmass der Hilfeleistung.» In beiden Fällen kamen etwa 40 Prozent der Angesprochenen der Bitte nach.
 
In einem zweiten Experiment steckten die Forscher 300 adressierte und frankierte Briefe unter die Scheibenwischer von parkierten Autos. Auf einem Post-it wurde der Besitzer gefragt, ob er den Brief verloren habe, man habe ihn neben seinem Auto gefunden. Adressiert waren die Couverts an einen fiktiven Pascal Meyer - einmal in St. Gallen wohnhaft, einmal in Genf und einmal in Berlin. Die Rücklaufquote lässt darauf schliessen, wie sympathisch der Adressat dem Finder war. Von je 100 Briefen erreichten 63 St. Gallen, 76 Genf und 72 Berlin. «Beide Experimente ergeben keinen Anhaltspunkt für die Diskriminierung von Deutschen in der Schweiz», sagt Diekmann.
 
In einem weiteren Experiment sammelte eine Studentin Unterschriften für die 1:12-Initiative der Juso. Einmal trug die Studentin ein muslimisches Kopftuch, einmal nicht. Ergebnis: Das Kopftuch hatte keinen signifikanten Einfluss darauf, ob sich Passanten auf ein Gespräch einliessen oder ihre Unterschrift gaben.
 
Vorurteile, wenn es ums Wohnen und Arbeiten geht
 
Eine Diskriminierung von Ausländern wiesen die Forscher im letzten Experiment nach: Sie verschickten je 150 fiktive Blindbewerbungen an Unternehmen in der Deutschschweiz. Einmal hiess der Kandidat Mark Muggli, einmal Dukan Jovanovic. Ausbildung, Berufserfahrung, Alter und Foto waren identisch. Bei Jovanovic meldeten zwei Unternehmen Interesse an, bei Muggli waren es neun. Wenn es um eine Anstellung oder die Vermietung einer Wohnung geht, kämen Vorurteile gegenüber Ausländern stärker zum Tragen als in Alltagssituationen, mutmassen die Forscher.
 
Den Vorwurf seines ETH-Kollegen Höcker, dass die Schweiz besonders fremdenfeindlich sei, weist Andreas Diekmann zurück. Fremdenfeindlichkeit habe beim Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative zwar eine Rolle gespielt. Doch solche Tendenzen finde man überall. «Es trifft sicher nicht zu, dass die Schweiz fremdenfeindlicher ist als andere europäische Länder.»
 

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Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Diekmann, Andreas; Jann, Ben; Näf, Matthias
Verfasserangabe: Andreas Diekmann ; Ben Jann ; Matthias Näf
Jahr: 2014
Übergeordnetes Werk: Soziale Welt
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Beschreibung: Nr. 2, S. [185] - 199 : Ill., graph. Darst.
Schlagwörter: Diskriminierung; Rassismus
Schlagwortketten:
Schweiz / Fremdenfeindlichkeit
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