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Berufs- und Hochschulbildung - (Ungleicher) Wettbewerb oder neue Formen des Zusammenwirkens?

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Verfasser: Euler, Dieter
Verfasserangabe: Dieter Euler
Jahr: 2014
Mediengruppe: Unselbst Lit in Zss

Inhalt

Italienische Städte sind zu Namenspaten für grundlegende Veränderungen im Bildungssystem geworden. So wurde beispielsweise Bologna zu einem Synonym für
Veränderungen im Hochschulsystem, die bis dahin niemand für möglich gehalten
hatte. Nun fällt der Blick in Deutschland nicht unbedingt auf Italien, wenn Zukunftsfragen
der Berufsbildung erörtert werden. Doch lassen sich mit Venedig, Pisa und
Bologna zumindest metaphorisch Anleihen aus Italien aufnehmen, um aktuelle
Herausforderungen der dualen Berufsausbildung besser greifbar zu machen.
In der Berufsbildung hatte KARLHEINZ GEISSLER vor knapp einem Vierteljahrhundert
das duale System der deutschen Berufsbildung mit der einst prachtvollen, nun aber
vom Untergang bedrohten Lagunenstadt Venedig verglichen. „Die Republik Venedig
hat die moderne Welt maßgeblich geprägt, künstlerisch, … architektonisch … und
zu allererst … wirtschaftlich“ (GEISSLER, 1991, S. 102). Gleichermaßen, so seine
Analogie, seien die Industrialisierung und die mit ihr verbundene wirtschaftliche
Entwicklung in Deutschland eng mit dem dualen System der Berufsausbildung verbunden.
Beides gehöre jedoch der Vergangenheit an: „Venedig hat, ebenso wie das
duale System, seine ehemals innovative Funktion heute verloren. Die Welt verändert
sich schneller denn je, aber nicht in Venedig und nicht im und durchs duale System
der Berufsausbildung. Es gibt Indizien, dass wir uns dem Haltbarkeits-, besser: dem
Verfalldatum des dualen Systems nähern.“ (ebda.)
Pisa erreichte die Berufsbildung, als mit der ‚Pisa-Risikogruppe‘ jene 10–15 % der
Jugendlichen eines Altersjahrgangs identifi ziert wurden, die aus sozialen oder kognitiven
Gründen den Anforderungen einer qualifi zierten Berufsausbildung vermeintlich
nicht gewachsen sind und daher mit dem Stigma der fehlenden Ausbildungsreife in
einen Dschungel von Maßnahmen des sogenannten ‚Übergangssystems‘ verbannt
wurden. In dieses Übergangssystem mündeten zeitweise (2003 und 2004) mehr
Schulabsolventen als in das duale System (AGBB, 2006, S. 80).
Und nunmehr hat auch Bologna die Berufsausbildung erreicht. Zumindest legt
dies eine zunächst als Koinzidenz berichtete Hervorhebung im jüngst erschienenen
Nationalen Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2014“ nahe: „Erstmalig verzeichnen
die duale Ausbildung und der Hochschulbereich eine gleich große Zahl
an Anfängerinnen und Anfänger, das Verhältnis dieser beiden Ausbildungsbereiche
zueinander bedarf einer Neubestimmung … Wie marktmäßige sowie korporatistische
(duale Ausbildung) und politische Steuerung (Hochschule) zu gemeinsamen
Konzepten kommen sollen, ist im Augenblick schwer ersichtlich – bleibt aber erforderlich“
(AGBB, 2014, 5 f., 12).
Die Koinzidenz wird im Nationalen Bildungsbericht keineswegs beiläufi g erwähnt,
sondern an verschiedenen Stellen als ein zentrales Ergebnis hervorgehoben. Dem
Selbstverständnis des Bildungsberichts folgend, werden weder Erklärungen noch
Empfehlungen angeboten, sondern Herausforderungen benannt, denen nachzugehen
ist.
Die nachfolgende Argumentation nimmt die Pointierung aus dem Bildungsbericht
auf und konkretisiert sie über fünf Thesen:
1. Das duale System der Berufsausbildung zeigt deutliche Erosionstendenzen am
unteren und oberen Rand!
2. Vertikale Differenzierungen im Hochschulbereich führen verstärkt zu
Studiengängen mit einem berufl ich-handlungsorientierten Profi l und unterstützen
die Herausbildung von Berufl ichen Hochschulen!
3. Die Veränderungen im Hochschulbereich führen die Berufsbildung näher an die
Hochschulen und fördern die Konvergenz zwischen Berufs- und Hochschulbildung!
4. Das Verhältnis von Berufs- und Hochschulbildung hat sich bildungspolitisch von
einer strikten Trennung über die Förderung von Durchlässigkeit bis zu neuen
Formen der Verzahnung grundlegend verändert!
5. Die Rolle der dualen Berufsausbildung im Verhältnis zur Hochschulbildung erfordert
eine realistische Analyse und differenzierte Ansprache der unterschiedlichen
Gruppen von Schulabsolventen (Quelle: www.steiner-verlag.de)

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Verfasserangabe: Dieter Euler
Jahr: 2014
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Beschreibung: H. 3, S. [321] - 334 : Tab., graph. Darst.
Schlagwörter: Duale Berufsausbildung; Hochschulbildung
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