In mehr als 700 Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) an rund 3.000 Standorten arbeiten in Deutschland über 320.000 Personen. Ihre individuellen Entgelte beruhen auf einem System nach § 221 Abs. 2 SGB IX i.V.m. dem jeweiligen Werkstattvertrag,1 das aufgrund seiner Intransparenz und der geringen Entgelthöhe kritisiert wird. Das Mindestlohngesetz wird auf die WfbM-Beschäftigung bislang, soweit ersichtlich, nicht angewandt. In Rechtsprechung und Literatur ist das Thema bisher kaum präsent.2 Dass Handlungsbedarf besteht, hat der nationale Gesetzgeber erkannt und eine empirische und rechtliche Studie in Auftrag gegeben, die vor kurzem vorgelegt worden ist und an der die Autorin und die Autoren mitgearbeitet haben.3 Dringenden Reformbedarf sieht auch der Ausschuss der UN für die Menschen mit Behinderungen.4 Gesetzgeberische Vorhaben sowie Rechtsanwendung und Rechtsauslegung müssen sich dabei am Mehrebenensystem des Rechts, bestehend aus der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), hier insbesondere dem gleichen Recht auf Arbeit aus Art. 27 UN-BRK, sowie dem EU-Recht und dem Verfassungsrecht, orientieren. (Quelle: www.bund-verlag.de)