In nur wenigen anderen Rechtsgebieten wird zur Interpretation und rechtspolitischen Kritik des geltenden Rechts so intensiv auf die Menschenrechte und allgemeine Gerechtigkeitspostulante zurückgegriffen wie im Asyl- und Ausländerrecht. Dabei wird den zur Wahrung staatlicher Eigeninteressen normierten Beschränkungen der Migration immer häufig das Verdikt ihrer mangelnden Orientierung an allgemeinen Gerechtigkeitspostulanten und Menschenrechten vorgehalten, die zugunsten der Interessen von Migranten sprechen sollen. Der Beitrag unternimmt den Versuch, anknüpfend an die neue Untersuchung der Rechtsphilosophin Marta C. Nussbaum zu den Grenzen der Gerechtigkeit einen Ordnungsrahmen der Migrationsgerechtigkeit herauszuarbeiten, in den Einzelforderungen eingeordnet und auf dieser Grundlage bewertet werden können.