Gut konzipierte und organisierte Beratungsdienste werden zunehmend wichtiger. Leider gibt es noch Personengruppen - wie die der Älteren -, denen Laufbahninformations- und Beratungsdienste zugutekommen könnten und für die aktuell nicht in ausreichendem Maße gesorgt wird.
Aus mindestens zwei Gründen kommt dieser Gruppe wichtige Bedeutung zu: Erstens kann für die Betreffenden der Ruhestand zwar in vielen Dimensionen angenehm erscheinen, doch kann er ebenso für einen Lebensabschnitt stehen, der den Einzelnen persönlich wie finanziell sehr stark fordert und in der die eigene Identität und die persönlichen Erfüllungen auf nicht entlohnten Tätigkeiten aufbauen muss. Freizeitberatung gehört also in der Tat zum Spektrum der Beratungsdienstleistungen, die die Menschen in einer lernenden Gesellschaft im gesamten Verlauf ihrer Entwicklung begleiten sollten. Diese kann Elemente der Bildungsberatung umfassen, angesichts der beeindruckenden Palette von Lernangeboten, die älteren Mitbürgern in viele europäischen Ländern zur Verfügung steht, so u.a. an Universitäten für das „Dritte Alter“ (z.B. in Polen, Frankreich, Malta) sowie speziell auf Senioren zugeschnittener Kulturtourismus (vgl. Sultana, 2004, S. 83).
Zweitens ist das Angebot von Beratungsdiensten für ältere Menschen auch aus Sicht der unmittelbaren Interessen des Staates wichtig. Einerseits gibt es Belege dafür, dass ein aktives Altern eine Senkung der Gesundheitsausgaben herbeiführt (WHO, 2002).
In einer anderen, jedoch damit zusammenhängenden Perspektive spitzt sich durch die alternde Bevölkerung Deutschlands und Europas eine verschärfte Problematik zu: Der drohende Rückgang der Erwerbsquote der Bevölkerung (vgl. Sultana, 2004), wodurch die bestehenden Rentenversicherungssysteme unter deutlich höheren Druck geraten. Eine europaweite politische Reaktion hierauf besteht nach Sultana (2004) und OECD bzw. Europäische Gemeinschaften (2005) darin, die aktive Teilnahme älterer Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt zu verlängern. Beratungsangeboten könnten im Hinblick auf die Förderung dieser Erwerbsteilnahme eine wichtige Rolle zukommen. Ebenso könnten sie den einzelnen Bürger dabei helfen, den Übergang in den Ruhestand flexibler zu gestalten (vgl. Sultana, 2004).
Viele Länder in der Europäischen Union und der OECD führen im Angesicht des demographischen Wandels und den oben genannten Aussichten, Strategien für lebenslanges Lernen und gleichermaßen Politikern zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit ihrer Bürger ein.
Um den Erfolg solcher Strategien und politischen Handlungsweisen jedoch zu gewährleisten, ist es unerlässlich, dass alle Bürger in die Situation versetzt werden, eigenständig die Gestaltung ihrer Bildungs- und Beschäftigungssituation zu beeinflussen, wie es schon in den Grundrechten (Art. 12 GG „Berufsfreiheit“) geregelt ist. Die Forderungen nach Aktivem Altern dürfen keinesfalls nur aus einer wirtschaftlichen und politischen Motivation heraus erfolgen. Vielmehr muss Sorge getragen werden, dass allein schon auf Grund der Rechte und Wünsche der Betroffenen ein Leben in Autonomie und Unabhängigkeit bis ins hohe Alter möglich gemacht wird. Dies wiederrum erfordert den freien Zugang aller qualitativ guter und vergleichbarer Information und Beratung zu Thematiken wie Pflege, Gesundheit, Finanzen, Bildung, Arbeit bzw. Beschäftigung oder besser: Bestätitung.
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Verfasserangabe:
vorgelegt von: David Weber ; Erstprüfer/in: Herr Prof. Dr. Ertelt, Zweitprüfer/in: Herr Prof. Dr. Scharpf
Jahr:
2012
Verlag:
Mannheim, Hochschule der Bundesagentur für Arbeit
Aufsätze:
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Beschreibung:
149 Bl. : Ill., graph. Darst.
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Mannheim, Hochschule der Bundesagentur für Arbeit, Bachelor-Thesis, 2012, Erscheint auch als CD-ROM-Version
Mediengruppe:
Bachelorarbeiten