Die Darstellung grundlegender Aspekte multikultureller Beratungskompetenz bezieht sich sowohl auf den nationalen Kontext (Beratung von Angehörigen ehtnischer Gruppen in Deutschland) als auch auf den transnationalen Anwendungsbereich (Beispiele: euroguidance, EURES, ZAV). Versteht man "Kultur" in einem globalen Sinne, dann umfasst sie sowohl demographische Variablen, wie Alter, Geschlecht, Wohnort, Statusvariablen (wie Schichtzugehörigkeit, Bildungsniveau, Einkommen), Zugehörigkeit zu formellen und informellen Gruppen, als auch ethnographische Variablen, wie Nationalität, ethnischer Hintergrund, Sprache und Religion. Das Konstrukt "Multikulturalität" ist dann grundlegend für alle beraterischen Beziehungen. Begrenzt man die Definition auf das Verhältnis zwischen ethnischen Gruppen und Ähnlichkeiten in soziokulturellem Erbe, in Religion, Geschichte, Abstammung, so sollte eher der Terminus "multi-ethnisch" oder "multi-national" verwendet werden. Diese engere Betrachtungsweise birgt aber die Gefahr, Gruppen nach bestimmten Merkmalen zu definieren und Ähnlichkeiten in den Verhaltensweisen anzunehmen, obwohl die Binnendifferenzen (intrakulturelle Unterschiede) oft größer sind als die Unterschiede zwischen den Gruppen (interkulturelle Unterschiede). Plädiert man für einen umfassenden Kulturbegriff, weil sich nur dadurch der Berater auf die Vielfalt der Klienten aus den unterschiedlichsten Gruppen einstellen kann, ist Multikulturalität nicht nur eine Methode, sondern eine eigenständige Theorie, die als "vierte Kraft" innerhalb der Beratungsauffassungen gilt, neben der Psychoanalyse, der humanistischen Richtung und dem Behaviorismus ...
Verfasserangabe:
Bernd-Joachim Ertelt
Jahr:
2002
Aufsätze:
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Beschreibung:
Nr. 19, S. 1559 - 1572
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Mediengruppe:
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