Im folgenden Beitrag wollen wir uns mit mehreren psychischen Folgeerkrankungen beschäftigen und dabei die spezielle Situation rund um die Corona­Krise berücksichtigen. Prinzipiell kann zwischen zwei verschiedenen Konstellationen unterschieden werden. Die erste besteht darin, dass ein Individuum während der Corona­Krise seinen Job verloren hat. Die zweite, dass der Jobverlust zwar noch nicht eingetreten ist, vom Individuum in Anbetracht der globalen Krise jedoch befürchtet wird – es handelt sich hierbei um eine »Existenzbedrohung« und eine damit zusammenhängende Befürchtungsdynamik, da das Überleben aufgrund knapper Ressourcen gefährdet werden könnte (Bering et al. 2020). Beide Konstellationen wären für sich genommen nicht ungewöhnlich, wenn sie nicht durch die Corona­Krise zusätzlich an Brisanz gewinnen würden. Drei Faktoren sind hier zu nennen: Verschärfend wirkt erstens die bedrohliche Ungewissheit darüber, wann (wenn überhaupt) die Krise bewältigt werden kann. Zweitens ist die existentielle Hoffnungslosigkeit zu nennen, welche dadurch ausgelöst wird, dass die Krise im wahrsten Sinn des Wortes global geworden ist: Es scheint einfach keinen Ausweg zu geben, weil schlicht jeder Ort des Planeten von der Pandemie betroffen ist. Diese Grundstimmung erinnert an die Schlussphase von Lars von Triers Film »Melancholia«, in dem das Bedrohungsszenario freilich noch um ein Vielfaches höher ist. Schließlich ist drittens die Gefahr der sozialen Isolation zu nennen, welche ohnehin schon immer mit Arbeitslosigkeit verbunden war, die durch die drastischen Ausgangsbeschränkungen eine weitere Eskalation erfährt und die Möglichkeit einer gesellschaftlichen Teilhabe somit ausschließt (Bering et al. 2020).

(Quelle: Buch)